Manchmal bin ich am Verzweifeln. Nichts geht. Nichts bewegt sich. Nichts funktioniert. Funktionieren muss aber immer alles. Sobald etwas nicht funktioniert, stapelt sich die Arbeit bis an die Decke, stürzt mit voller Wucht auf mich herab und begräbt mich. So ist das mit diesem Müssen. Tun müssen. Ich will es nicht. Manchmal rede ich mir das Gegenteil ein, aber die leise innere Stimme, die ununterbrochen in mir traurig singt, klopft manchmal an und erinnert mich daran – daran, was ich mir wünsche, was ich schon immer mal tun wollte, wonach ich mich sehne. Meistens schaffe ich es, sie zu ignorieren. Oder zu verdrängen. Sie schwächt nur meine Motivation, tagtäglich dieselben Dinge zu tun. Ohne diese Motivation funktioniere ich nicht. Und Funktionieren ist etwas grundlegend Wichtiges, wenn man in dieser Welt zurechtkommen will. Wenn man in dieser Welt, so wie sie jetzt ist, mehr oder weniger zufrieden sein will. Wenn man weiterleben will. Irgendwie.
Manchmal bin ich zufrieden mit mir und der Welt und mit den Dingen, die ich erreiche. Aber irgendwie bleibt stets das Gefühl, noch mehr tun zu müssen, noch mehr und härter zu arbeiten. Vielleicht sind es die unzähligen Erwartungen, die von außen kommen: von der Familie, von Freunden, vom Job, vom Ehrenamt. Dann höre ich wieder diese innere Stimme in mir, die sagt: Du musst nicht allem und jedem gerecht werden. Aber erneut wird sie in den Hintergrund gedrängt von den vielen Stimmen meiner Lebenswelt. Diese sagt nämlich: Du musst dies tun. Du musst das tun. Du musst weiterkämpfen. Du darfst nicht aufgeben.
Manchmal möchte ich einfach aufgeben. Alles hinschmeißen. Alles liegenlassen und flüchten. Irgendwohin, wo nicht ständig das Smartphone klingelt und aufleuchtet, weil die Arbeit ruft. Wo es nicht darum geht, wer welche Qualifikation(en) erlangt hat. Wo die Welt stillsteht und sich doch weiterdreht. Dorthin, wo ich nicht gegen die Zeit rennen muss – und nicht auf verschlossene Türen stoße, wenn ich versuche, neue Wege zu gehen. Es ist eine utopische Vorstellung. Das denke ich und ersticke die weinende Stimme in mir. Schweig!, sage ich ihr. Du hast unrecht! Ich kann nichts ändern! So ist das Leben nun mal! Ich habe keine Wahl! Ich muss weitermachen! Ich muss weiterkämpfen!
Manchmal bin ich hin- und hergerissen zwischen der Illusion, irgendwas würde sich schon irgendwie irgendwann ändern, und dem, was in mir schreit: Nichts wird sich jemals ändern, wenn du es nicht selbst anpackst! Die Ausreden werden immer verzwickter, die Bequemlichkeit wird immer bequemer. Am Ende bin ich mir gar nicht mehr so sicher, was ich wirklich will, was ich erreichen oder erleben will. Vielleicht ist selbst die in mir gefangene, innere Stimme eine Illusion? Vielleicht ist sie es, die mich auf einen falschen Pfad leiten will? Was ist richtig? Und was ist mir wichtig? Je weiter ich mich mit diesen Fragen beschäftige, desto stiller werde ich. Die Welt um mich herum dreht sich weiter. Alle funktionieren. Ich liege im Bett. Starre an die Decke. Oder ins Smartphone. Die Zeit verfliegt. Ich schwebe in einer Welt außerhalb dieser und weiß nicht mehr, wer ich bin.