chimäre

chimäre

mei­ne au­gen sind schwer, ich ver­su­che sie zu öff­nen, doch nur ei­nen klei­nen spalt breit schaf­fe ich es. ein we­nig licht dringt her­ein, ein bild: er sitzt an sei­nem schreib­tisch. dann fal­len die li­der wie­der zu, zu schwer ist de­ren ge­wicht. ich stür­ze wie­der in alp­traum­haf­te sze­nen, die vol­ler dun­kel­heit sind. bruch­stück­haft, kaum er­kenn­bar, wer sich im schat­ten ver­birgt, wem die stim­me hin­ter mei­nem rü­cken ge­hört. ich möch­te es her­aus­fin­den, mich um­dre­hen und zu­gleich die au­gen schlie­ßen und da­von­ren­nen. oder end­lich aufwachen.

mein un­ter­be­wusst­sein strebt da­nach, ruft dem kör­per zu: wach auf! wach end­lich auf! doch als ich die au­gen öff­ne, bin ich wie­der nur in ei­ner sze­ne­rie aus licht und schat­ten. eine schwar­ze kat­ze ver­folgt mich. eine kat­ze? ihre an­we­sen­heit spü­re ich un­un­ter­bro­chen. was will sie von mir? ich hege nichts bö­ses ge­gen sie. und den­noch ist sie mein feind. eben­so wie all jene ge­stal­ten um mich her­um, mit fah­len ge­sich­tern, selt­sa­men be­we­gun­gen – erst hier, im nächs­ten au­gen­blick ver­schwun­den. sehe ich din­ge, die nicht existieren?

ich zwin­ge mei­ne au­gen, sich zu öff­nen. und schaf­fe es – er­neut nur ei­nen spalt breit. doch mein ge­fühl sagt mir, dass ich wie­der nur in eine wei­te­re traum­sze­ne ge­sprun­gen bin. ge­fan­gen bin ich in mei­nem kopf vol­ler bil­der, zwi­schen angst und schre­cken, die plötz­lich sicht­bar wer­den. ich ver­su­che, den ver­fol­gern zu ent­flie­hen, ver­su­che, den ort des hor­rors zu ver­las­sen – und be­we­ge mich doch kei­nen ein­zi­gen schritt vom platz. mei­ne be­we­gun­gen wir­ken hilf­los, kraft­los, es ist, als wäre der bo­den un­ter mir ein un­end­li­ches lauf­band, von dem ich nicht im­stan­de bin abzuspringen.

und über­all spie­gel: ich möch­te nicht hin­ein­se­hen, doch mein kör­per ge­horcht mir nicht, er stellt sich di­rekt da­vor. es ist zu dun­kel, um mein ant­litz dar­in zu er­ken­nen, doch ich spü­re, dass da et­was ist. et­was, nicht ich, et­was, das mich un­ent­wegt be­ob­ach­tet – ge­nau­so wie je­der schat­ten um mich herum.

wach end­lich auf!, schreit es in mir. für ei­nen kur­zen mo­ment er­bli­cke ich ihn wie­der am schreib­tisch. ein bild, das mir hoff­nung gibt, denn es ist das ein­zi­ge, von dem ich glau­be, es sei rea­li­tät. oder ist auch das nur eine il­lu­si­on, ein trug­bild? gleich wird er den kopf in mei­ne rich­tung dre­hen und ich wer­de er­ken­nen, dass es nicht sein ge­sicht ist.

ich den­ke, ich bin. so glaub­te ich. ich den­ke im traum, den­ke und den­ke und den­ke. mein un­ter­be­wusst­sein kämpft im­mer noch ge­gen die­se sze­nen aus kal­ten bet­ten, auf de­nen men­schen lie­gen und sich krüm­men, sich win­den, als sei­en sie eben­falls in ih­ren traum­bil­dern ge­fan­gen. ich sehe sie und ich sehe mehr als dort ist, ich sehe ihr un­ter­be­wusst­sein her­vor­tre­ten – ihr ego ist sicht­ba­rer als ihr körper.

ich bin in ein bild aus bil­dern ge­fal­len und mitt­ler­wei­le weiß ich nicht mehr: was ist traum, was wirk­lich­keit? wo lebe ich, wo kann ich nicht sein? ich fin­de den weg zwi­schen den trug­bil­dern nicht mehr her­aus, be­gin­ne, mein le­ben zu le­ben, mich ein­zu­le­ben in die­ser alp­traum­haf­ten welt. doch dann öff­nen sich mei­ne au­gen ganz lang­sam, schlie­ßen sich, öff­nen sich – es ist ein schwe­rer pro­zess, der sich nach ei­ner ewig­keit an­fühlt. mei­ne au­gen­li­der sind un­end­lich schwer. aber dann kann ich sie voll­ends öff­nen und mich wie im schreck plötz­lich im bett auf­rich­ten. der alp­traum ist vor­bei, den­ke ich. oder bil­de ich mir das nur ein?

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